Allen jenen, die vorhaben eine Immobilie zu erwerben, oder die selbst bauen wollen und dafür eine Baufinanzierung benötigen, raten Experten derzeit, möglichst rasch eine Finanzierung abzuschließen und so weit als möglich lang reichende Zinsbindungen zu vereinbaren. Die derzeitige Leitzinssenkung der EZB könnte möglicherweise nämlich in naher Zukunft Immobilienkredite und Baufinanzierungen empfindlich verteuern, warnen die Fachleute.
Schleppendes Wachstum als Grund für die Leitzinssenkung unter die bisher übliche Marke
Grund für die radikale Senkung des Leitzinses durch die EZB sind die nach Ansicht von EZB-Chef Draghi drohende Rezession im Euro-Raum, und das schleppende Wachstum innerhalb der Eurozone, das von der Schuldenkrise immer noch gebremst wird. Die Haushalte aller EU-Mitgliedsstaaten haben unter der Eurokrise und vor allem unter der Schuldenkrise spürbar zu leiden, bei den von der Schuldenkrise betroffenen Staaten hat dieses Leiden in manchen Fällen bereits das Niveau krampfhafter Schmerzen erreicht.
Die Frage nach der Wirksamkeit der Maßnahme wird kontrovers diskutiert
Als durchwegs problematisch sehen viele Experten, dass das Leitzinsniveau diesmal unter die magische Marke von einem Prozent gedrückt wurde – das war noch niemals seit der Einführung des Euro der Fall. Ob die Maßnahme überhaupt sinnvoll war, darüber herrscht unter Finanzfachleuten immer noch Uneinigkeit – manche sagen ja, andere behaupten, sie würde tatsächlich nicht viel bewirken und am eigentlichen Ziel vorbeigehen.
Politische Entscheidungen sind jetzt gefragt, um die Konjunktur jetzt zu beeinflußen
Klar ist, dass die weitere Entwicklung der gesamteuropäischen Konjunktur und vor allem der Inflation wohl mehr vom Ausgang zu treffender politischer Entscheidungen als von eingesetzten Finanzmarktinstrumenten abhängt – je nachdem, was Brüssel entscheidet, werden die Märkte deutlich reagieren. Einige Würfel sind bereits gefallen mit dem allgemeinen Beschluss, in Zukunft auch Banken aus dem Rettungsschirm direkt mit Kapital zu versorgen, anstatt wie bisher nur Staaten. Nichtsdestotrotz hat man aber Spanien und Italien als Staaten den Zugang zum Rettungsschirm bereits erleichtert. Beides hat vorerst einmal für soviel Vertrauen der Anleger in Staatsanleihen gesorgt, dass diese spürbar zulegten. Allerdings ist die Anlage in Staatsanleihen derzeit nicht sehr ergiebig, in Realzinsen ausgedrückt sogar negativ – was bedeutet, dass diese Situation nur dann so bestehen bleibt, wenn sich die Schuldenkrise noch weiter verstärkt oder die Konjunkturaussichten sich noch weiter verschlechtern.
Ändert sich die derzeitige Situation aber, was als ziemlich wahrscheinlich gilt, könnte das dazu führen, dass auch Immobilienkredite schnell teurer werden, möglicherweise um bis zu ein Prozent.
Zins-Tendenz
Kurzfristig: seitwärts
Mittelfristig: seitwärts