Zinskommentar Juli 2013 – Euroland dank Draghi vom Chaos geprägt

Ein Mann, ein Wort. Doch schaut Euroland aufgrund der Aussagen von Mario Draghi eher skeptisch auf die Kapitalmärkte und fragt sich, wie lange die Nervosität noch regiert. Auch wenn der EZB Chef nach der letzten Sitzung wieder beruhigende Worte für den europäischen Finanzmarkt fand, sind die Bürgerinnen und Bürger nicht sicher und reagieren eher mit noch größerer Nervosität auf den Markt. Kurzfristig hat sich zwar der Aktienmarkt beruhigt, doch ob es die Ruhe vor dem Sturm, oder aber echte Sicherheit ist, bleibt abzuwarten.

Damit das Euroland Boot nicht kentert
Laut neuester Aussagen möchte Draghi an den derzeit niedrigen Leitzinsen festhalten und sie unter 0,5% belassen. Große Sorge um die Kreditwürdigkeit der Wirtschaft in Krisenländern sieht er als Anlass, Kredite besonders günstig zu vergeben und dies durch den utopisch niedrigen Leitzins zu forcieren. Draghi strebt die monitäre Verbesserung der Kapitalmärkte an und findet, mit Leitzinsen in dieser niedrigen Anordnung genau das Richtige zu tun und eine Basis für wirtschaftlichen Aufschwung in Krisenländern zu schaffen. Wenn Sie Euroland mit einem Ruderboot vergleichen, werden Sie maximal 4 Ruderer im Gleichtakt erkennen und mehrere mit im Boot sitzende Ruderer, die entweder gar nicht oder im falschen Rhythmus rudern. Das Boot und somit der Euro drohen zu kippen, ziehen die Ruderer nicht an einem Strang und agieren statt miteinander, gegeneinander. Auf dem Boot herrscht Chaos und die Trainer, seines Zeichens Politiker stehen am Ufer und betrachten das Schauspiel aus weiter Ferne. Hier stellt sich die Frage, warum Zuschauer für eine Vorstellung zahlen obwohl erkennbar ist, dass die Trainer keine Struktur einbringen und das Boot zum Kentern freigegeben ist?

Strukturprobleme müssen gelöst werden
Die Politik ist gefragt. Statt Probleme zu wälzen und sich mit finanzieller Unterstützung freizusprechen ist es notwendig, endlich an strukturellen Veränderungen der Eurozone zu arbeiten und eine gemeinsame Richtung einzuschlagen. Auf lange Sicht wird sich der Euro als Gemeinschaftswährung unter aktueller Beobachtung nicht halten und ist zum Scheitern verurteilt. So wie das Boot derzeit fährt, ist auf eine Stärkung der schwächsten Ruderer nicht zu hoffen. Vielmehr werden die Schwachen schwächer und die Starken allein können das Boot nicht zum Sieg führen. Anstatt kleine Stärkungen zu verteilen und so einen kurzfristigen Aufschwung zu begünstigen, sollte auf eine neue Struktur gesetzt und so der Erfolg angestrebt werden.

Aktuelle Zinslage für Baufinanzierungsvorhaben nutzen
Für potenzielle Bauherren ist die Zinslage derzeit immer noch so günstig, dass sich der Traum vom Eigenheim oder der Eigentumswohnung mit Vorteilen realisieren lässt. Mit den Aussagen auf der letzten EZB-Sitzung hat Herr Draghi sichergestellt, dass die Zinsen für langfristige deutsche Staatsanleihen und damit auch die Hypothekenzinsen in Deutschland für die nächsten Wochen stabil bleiben sollten. Auch wenn die Zinsen zuletzt etwas angezogen haben, sind die Baugeldzinsen im historischen Vergleich immer noch extrem tief. Das sollte man nutzen und auf lange Laufzeiten zurückgreifen. Zu empfehlen ist es auch, die Tilgung höher zu wählen, damit nicht in zehn oder fünfzehn Jahren immer noch ein großes Restdarlehen aussteht.

Tendenz:
kurzfristig: seitwärts
mittelfristig: seitwärts


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2 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo Olaf!
    Noch ein kleiner Tipp am Rande für deine Leser: Viele Kreditvermittler und Banken ermöglichen es, die derzeit niedrigen Zinsen bis zum nächsten Frühjahr festzuschreiben und das ohne Aufpreis, so muss bei der Baufinanzierung nichts überstürzt werden.
    Außerdem ist es sinnvoll, die Bauzinsen täglich zu überprüfen und an Tagen mit besonders günstigen Konditionen zu handeln.
    Auf jeden Fall ein gut geschriebener Artikel. Vor allem der Abschnitt über das Euroland als Boot hat mich zum Schmunzeln gebracht 🙂

  2. Hi,
    ich verfolge das Thema „Niedrigzinsen“ und die angesprochene „Ruderboot Situation“ ebenfalls seit langem und betrachte das Thema inzwischen mit einem sehr kritischen Blick. Besonders aus sich der Altersvorsorge und im allgemeinen der Kapitalanlage ist die Niedrigzinspolitik fatal. Es ist inzwischen wirklich schwer gute Geldanlagen zu finden, die wenigstens die Inflation ausgleichen. An dieser stelle kommt dann häufig der Gedanke, eine Immobilie könnte doch eine gute Geldanlage sein. Dem ist im Grunde auch nichts entgegenzusetzen. Eine Immobile ist und wird auch in Zukunft eine gute Geldanlage sein.

    Leider stürzen sich sehr viele mit dem überstürzten Kauf einer Immobilie ins Unglück. Denn die Banken vergeben teilweise die irrwitzigsten Kredite. Kredite ohne Eigenkapital müssten eigentlich verboten werden. Gern vergeben die Banken auch Kredite mit nur 1% Tilgung oder die Beiträge für die ersten 10 Jahre sind auf einem viel zu geringen Niveau festgeschrieben. Das böse erwachen folgt dann, wenn der Kredit nach 10 Jahren neu verhandelt wird und sich herausstellt, dass gerade mal 30.000,00 Euro abbezahlt wurden (Der Reste geht dann als Zins an die Bank). Kommt nun noch hinzu, dass die Zinspolitik sich in ein paar Jahren ändert und die Zinsen steigen, dann entstehen ganz schnell Beiträge für den Kredit, die sich keiner mehr leisten kann.

    Daher: Haus kaufen ja – Wenn ausreichend Eigenkapital vorhanden ist. Dann kann man auch die niedrigen Zinsen ausnutzen, andernfalls gewinnt nur einer: DIE BANK.

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