Gerüchte sprechen von kritischen Stimmen im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB). Bekannt ist ja, das Draghis lockere Geldpolitik nicht bei allen Mitgliedern des Gremiums auf Wohlgefallen und Zustimmung stößt. Doch wie so oft hebt der EZB Chef auch diesmal beschwichtigend die Hand und gibt vor, dass es keinen Zoff, sondern nur eine ganz normale Meinungsverschiedenheit durch individuelle Ansichten der Mitglieder im Gremium gibt. Man sei „im Fortschritt weit und auf alle Eventualitäten vorbereitet“, so Draghi. Der Leitzins liegt derzeit bei 0,05 Prozent und dazu kommen zahlreiche Ankäufe von Staatsanleihen, die genauso umstritten wie der Leitzins selbst sind.
Ein Bollwerk gegen die Deflation?
Draghis primärer Fokus liegt auf der drohenden Deflation, der er entgegenwirken und vor der er Europa schützen möchte. Durch die schwächelnde Konjunktur und kaum steigende Preise ist die Deflation keine Erfindung der EZB, sondern tatsächlich eine Gefahr für die europäische Wirtschaft. Die EZB beraumte eine Performance von 2 Prozent Preissteigerung im Oktober an, die Realität zeigte aber nur eine 0,4 prozentige Steigerung. Das Wirtschaftsklima in Europa ist so schlecht wie seit Mitte 2013 nicht mehr, wie das Münchner Ifo-Institut anmerkte. Dabei blickt vor allem Deutschland mit steigender Skepsis auf die Entwicklung der Konjunktur. Alle Zahlen weichen von den bisherigen Prognosen ab und liegen weit darunter. So wurde eine wirtschaftliche Verbesserung von 1,2 Prozent für 2014 prognostiziert, der aktuelle Stand der Dinge zeigt aber nur eine Performance von 0.8 Prozent an. Auch in 2015 werde sich nicht viel ändern, sind sich Experten einig. Die anberaumten 1,7 Prozent Steigerung sind mit dem derzeitigen Wachstum utopisch und man spricht real von einem 1,1 Prozent Wachstum in der Prognose.
Die lockere Geldpolitik bleibt erhalten
Wie ein Märtyrer hält sich Draghi an der lockeren Geldpolitik fest und erwähnt am Rande, das er die Bilanzsumme der EZB um eine Billion Euro erweitern möchte. Vor allem die Nennung der Zahl ist bei Kritikern und Notenbank Kollegen auf harte Kritik gestoßen. Die schwächere Gemeinschaftswährung soll für Notenbanker einen Impuls für Europas Exportwirtschaft setzen und wird derzeit hoffnungsvoll beobachtet. Von einer schwächeren Gemeinschaftswährung erhoffen sich die Notenbanker Impulse für Europas Exportwirtschaft. Im Zusammenhang mit der EZB wird der Begriff „Bad Bank“ immer lauter und vor allem Unternehmer fühlen sich zu wenig unterstützt. Letztendlich gelangen die günstigen Zinsen nur zu den kreditnehmenden Banken und werden kaum im angedachten Maß in der Realwirtschaft vergeben. Wer profitiert also tatsächlich von den Maßnahmen, die die EZB gegen die Deflation unternimmt und mit der sie laut Draghis Aussagen Europa stärken möchte?
Fakt ist, dass nur Baukreditnehmer derzeit immer noch mit einer optimalen Performance und Niedrigzinsen bevorteilt werden. Für die Wirtschaft selbst haben die aktuellen Änderungen der EZB keine positive Entwicklung erbringen können.
Zinswende meilenweit entfernt
Welche Maßnahmen die EZB letztlich auch ergreifen wird, von einer Zinswende ist Europa derzeit meilenweit entfernt ist. Als Folge werden auch in den kommenden Monaten die Zinsen am Kapitalmarkt nahe ihrer historischen Tiefstände verbleiben. Für Bauherren und Immobilienkäufer bietet dies weiterhin exzellente Finanzierungsbedingungen. Bei einem klassischen Hypothekendarlehen mit zehn Jahren Zinsbindung liegt der Zinssatz im Durchschnitt aktuell unter 1,90 Prozent. Wer ausreichendes Eigenkapital mitbringt und die Finanzierungsangebote sorgfältig vergleicht, kann sogar noch günstiger ans Baugeld kommen. Es sollte dabei jedoch die wichtige Regel beherzigt werden, dass je niedriger der Zinssatz ist, desto höher sollte die Tilgung gewählt werden. Bei einer vernünftig gestalteten Finanzierung ist gerade jetzt genug Spielraum dafür vorhanden.
Tendenz:
kurzfristig: seitwärts
mittelfristig: seitwärts