Für das Jahr 2019 trüben sich die Wirtschaftsaussichten zunehmend ein. War die Europäische Zentralbank (EZB) bisher zuversichtlich, dass die Konjunktur nur eine kleine Verschnaufpause einlegt, so musste Mario Draghi in der letzten Sitzung am 24. Januar 2019 jedoch einräumen, dass die Risiken für den Euroraum zunehmen. Das klang auf der Sitzung im Dezember 2018 noch anders, denn da stellte die Europäische Zentralbank (EZB) noch fest, dass sich Chancen und Risiken weitestgehend die Waage halten.
Nicht nur der europäische Motor stottert
Auf dem Weltwirtschaftsforums in Davos senkte der Internationale Währungsfonds (IWF) zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate seine Wachstumsvorhersage. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert angesichts noch ungelöster Handelskonflikte und eines drohenden Brexit-Chaos, dass die weltweite Wirtschaftsleistung im Jahr 2019 nur noch um 3,5 Prozent ansteigen wird. Die Prognose für Deutschland wurde vom Internationalen Währungsfonds (IWF) sogar um ganze 0,6 Prozent nach unten korrigiert und es wird mit gerade einmal 1,3 Prozent Wachstum im laufenden Jahr gerechnet. Vor allem die Probleme der Autoindustrie und eine geringere Export-Nachfrage sorgen für eine Belastung für die deutsche Wirtschaft. Für die Europäische Zentralbank (EZB) erschwert die schwächelnde Wirtschaft und der nachlassende Preisdruck, die zinspolitische Normalisierung einzuleiten.
Die meisten Marktteilnehmer waren ursprünglich davon ausgegangen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) bereits im Herbst dieses Jahres die Zinsen wieder anheben könnte. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen sieht es eher so aus, dass alles auf eine Verschiebung der Zinserhöhung in das Jahr 2020 hindeutet. Denn die Inflation erzeugt auf die Europäische Zentralbank (EZB) keinen Handlungsdruck, die schwächeren Konjunkturdaten und Prognosen können dies auch nicht. Das politische Umfeld mit der Brexit-Hängepartie, die Verschuldung Italiens und der dortige Abrutsch in die Rezession sowie die Folgen des Handelskonfliktes sorgen zusätzlich für eine gedämpfte Stimmung.
Harter Brexit, weicher Brexit oder gar kein Brexit? Das Brexit-Chaos hält die die Finanzmärkte in Atem
Das mit der EU ausgehandelte Brexit-Abkommen ist im britischen Parlament krachend abgelehnt worden und auch ein konsensfähiger Plan B ist nicht in Sichtweite. Deshalb steht nun langsam die Frage im Raum: Was passiert Ende März? Mit jedem weiteren Tag ohne eine Lösung erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass ein ungeordneter Ausstieg der Briten eintreten kann. Und je näher das Datum eines wahrscheinlichen harten Brexit voranschreitet, desto vorsichtiger werden Unternehmen und die Verbraucher. In der wirtschaftlichen Entwicklung wird dies Bremsspuren verursachen und auch an den Finanzmärkten wird die Volatilität ansteigen. Die Verunsicherung über die weitere Entwicklung kann zu Gewinnmitnahmen und einer Flucht der Anleger in sichere Häfen kommen. Der daraus resultierende Schaden lässt sich heute allerdings nicht seriös voraussagen, da es keinerlei Vergleiche gibt.
Shutdown in den USA sorgt für Milliarden-Verluste
Die gesenkten Wachstumsprognosen betreffen auch die USA. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet für das Jahr 2019 zwar noch mit einem Wachstum 2,9 Prozent, jedoch werden spätestens im Jahr 2020 die Effekte von Donald Trumps Steuerreform verpufft sein. Dann könnte sich das Wachstum auf 1,7 Prozent absenken. Die andauernden Handelsstreitigkeiten mit China belasten die Wirtschaft beider Staaten zusätzlich. Die chinesische Konjunktur schwächte sich zum einen ab, zum anderen gaben aber auch amerikanische Unternehmen wie Apple, General Motors oder Starbucks Umsatzwarnungen heraus, die sie hauptsächlich auf den Handelskonflikt zurückführen. Dazu kommt noch der von Donald Trump angezettelte Shutdown.
Von der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) wurde schätzt, dass jede Woche Stillstand die US-Wirtschaft 1,2 Milliarden Dollar kostet. Damit sind bis zum Ende des Shutdown Kosten von über fünf Milliarden Dollar entstanden. Donald Trump wollte für seine Grenzbarriere 5 Milliarden Dollar erzwingen und hat nun erheblich mehr Kosten verursacht ohne nur einen Dollar für seine Grenzbarriere zu bekommen. Der Shutdown hat selbst bei der Federal Reserve System (Fed) für Probleme gesorgt, denn sie hat keine aktuellen Konjunkturdaten mehr erhalten und war damit im geldpolitischen Blindflug unterwegs. Auf der letzten Fed-Sitzung Ende Dezember 2018, haben die amerikanischen Notenbänker die erwartete Zinserhöhung auf 2,25 bis 2,5 Prozent durchgeführt.
Für das Jahr 2019 wird allerdings von der Federal Reserve System (Fed) ein deutlich vorsichtigerer Kurs erwartet. Den sie hat zuletzt angedeutet, sich in 2019 alle Optionen offen zu halten, was beispielsweise auch bedeuten könnte, in 2019 komplett auf Zinserhöhungen zu verzichten. Gerade aus diesem Grund sind die Währungshüter für ihre Entscheidungen auf wichtige aktuelle Konjunkturdaten angewiesen.
Für Immobilienkäufer und Bauherren bringt dies aktuell gute Nachrichten: Es ist kein Aufwärtspotential bei Bauzinsen in Sicht
Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe erreichte am 3. Januar 2019 mit 0,15 Prozent einen Tiefstand, der zuletzt Ende 2016 erreicht wurde. Der Bauzins, für beispielsweise 10-jährige Hypothekendarlehen, pendelt seitdem um die Ein-Prozent-Marke. Es kann davon ausgegangen werden, dass aufgrund der genannten Risiken, der konjunkturellen Erwartung und der Inflation unter der EZB-Zielmarke von 2 Prozent auch im Jahr 2019 mit niedrigen Zinsen und wenig Aufwärtspotential gerechnet werden kann. Ein Anstieg der Zinsen wäre nur bei einem deutlichen Anstieg der Inflation und erheblich besseren konjunkturellen Aussichten zu erwarten, was in der derzeitigen Situation nicht ersichtlich ist.
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