Bei den Bauzinsen weiter günstige Aussichten – auch bei moderatem Anstieg

Zinsbindung

Die Bauzinsen bewegten sich in den letzten 12 Monaten auf einem historisch niedrigem Niveau. Während das Jahr 2015 mit Baudarlehenszinsen unter zwei Prozent zu Ende gegangen ist, stellt sich für viele Bauherren, Immobilienkäufer und Anschlussfinanzierer die Frage, ob die Zinsen weiterhin so billig bleiben. Als Baufinanzierungsberater kann ich zwar nicht in die Zukunft blicken – aber eines steht fest: Trotz der eingeleiteten Zinswende in den USA und der weiteren Zinssenkung, sowie die Ausweitung des Staatsanleihen-Ankaufprogrammes der Europäischen Zentralbank (EZB) ist das Aufwärtspotenzial bei den Kreditzinsen begrenzt. Es wird voraussichtlich zwar teurer, aber nicht teuer.

Rückblick für den Ausblick
Um ein Gefühl für die Zinslandschaft in den nächsten zwölf Monaten zu bekommen, lohnt ein Blick in den Rückspiegel. Denn das Jahr 2015 hat mehr als einmal gezeigt, wie unberechenbar Politik und Wirtschaft sind und wie schnell sich Prognosen ändern können. Nach Euro-, Banken- oder Ukrainekrise in den Vorjahren – und deren Auswirkungen – prägte in diesem Jahr vor allem die Griechenlandkrise das Geschehen. Die Sorge um den sogenannten Grexit schickte die Märkte ebenso mehrfach auf Berg- und Talfahrt wie die Sorge um einen Zusammenbruch des Chinabooms oder der VW-Abgasskandal. Das Auf und Ab spiegelte sich 2015 in der Zinsentwicklung wider – wobei sich die wirtschaftlichen Rahmendaten in Europa als schlecht genug erwiesen haben, um in Kombination mit der lockeren Zinspolitik der EZB die Zinsen insgesamt unten zu halten. Maßgeblich prägte in 2015 zudem der massive Ankauf von Staatsanleihen das Zinsumfeld.

Zinsen bis Frühjahr 2015 im freien Fall
Begonnen hatte das Jahr 2015 mit Zinssätzen von rund 1,6 Prozent für zehnjährige Darlehen. Bis zum Frühjahr 2015 fielen sie dann auf ein historisches Tief. Die DGZF-Rendite für zehnjährige Pfandbriefe – die Orientierungsgröße für den Verlauf der Baugeldzinsen – erreichte im April 2015 sogar den niedrigsten Wert seit ihrer Veröffentlichung. Nach April sind die Bauzinsen wieder gestiegen, wofür es weniger fundamentale Gründe gab als vielmehr Spekulationen um eine zu hohe Bewertung deutscher Papiere bei geringen Renditeerwartungen. Die Folge: Die Pfandbriefrenditen in Deutschland zogen an. Banken mussten sich etwas teurer refinanzieren als im Frühjahr. Doch nachdem sich Immobilienkredite von Mai bis zum Sommer 2015 um rund 0,5 Prozentpunkte verteuert hatten, bröckelten die Zinsen in der zweiten Jahreshälfte erneut.

Zins-SWAP-Sätzen

Zinsverfall im Herbst
Auch im Herbst 2015 zeigte sich, dass die EZB ihr selbst gestecktes Inflationsziel von nahe zwei Prozent selbst durch ihre expansive Geldpolitik nicht erreicht. Einerseits deckelte der das gesamte Jahr über niedrige Ölpreis die Teuerungsrate. Andererseits blieben Arbeitsmarkt- und Konjunkturzahlen in Europa trotz einiger Lichtblicke zu schwach, um eine Trendwende bei den Zinsen hierzulande einzuleiten.

Der Blick in die Zukunft
Auch wenn ein Blick in die Zinszukunft schwierig ist, und allein die politischen Ereignisse wie der Kampf gegen den Terror oder die Flüchtlingskrise das Marktgeschehen kurzfristig beeinflussen können: Aller Voraussicht nach kann auch in den kommenden Monaten Fremdkapital zu sehr günstigen Konditionen aufgenommen werden. Die Zinswende in den USA wurde zwar im Dezember 2015 eingeläutet, jedoch sind die damals anvisierten weiteren Zinsschritte schon wieder in die Länge geschoben worden und werden nicht so schnell erfolgen. Die jüngsten EZB-Entscheidungen mit einer weiteren Lockerung der Geldpolitik zeigt jedoch, dass die Zinslandschaft in Europa vorerst günstig bleiben muss, um die Konjunktur anzukurbeln und die Inflation anzuheizen. Die Baufinanzierungskonditionen werden schwanken und mittelfristig etwas steigen. Mit wirklich hohen Zinsen bei Immobilienkrediten muss jedoch vorerst nicht rechnen werden. Trotzdem sollte man wachsam bleiben, den politische Geschehnisse können schnell zu anderen Marktgegebenheiten führen.

Hierzu kann ich meine Forward-Darlehen-Strategie empfehlen. Alle Interessenten mit einer Anschlussfinanzierung in meiner Forward-Darlehen-Strategie, haben im April/Mai 2015 als ein starker Anstieg bei den Baufinanzierungszinsen erfolgte, innerhalb weniger Tage die Forward-Darlehen abgeschlossen und sich somit die günstigen Zinsen gesichert. Auf dieses Niveau sind wir zwar im März 2016 wieder zurückgekommen, aber eine Garantie dafür gab es im Frühjahr 2015 nicht. Auf jeden Fall ist es wichtig, bei Zinsschwankungen nach oben schnell zu handeln.

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