Baufinanzierung mit 50plus – Wie das geht und was zu beachten ist

Haus

Im Jahr 2016 ist die WIKR (Wohnimmobilienkreditrichtlinie) in Deutschland in Kraft getreten und seit dem sehen einige Experten aufgrund veränderter Bonitätsanforderungen ältere Darlehensnehmer mit einem Finanzierungswunsch generell im Nachteil. Doch worauf wird bei der Kreditwürdigkeitsprüfung genau geachtet? Und was macht es für die Generation 50plus durch diese Änderung wirklich schwierig bis unmöglich, ein Haus zu bauen oder zu sanieren? Einige Tipps und Beispiele aus der Praxis.

Im Fokus steht die Kapitaldienstfähigkeit
Die Kreditwürdigkeitsprüfung soll prinzipiell zeigen, ob es wahrscheinlich ist, dass der Darlehensnehmer seinen Verpflichtungen nachkommen kann. In dem Zuge steht vor allem die sogenannte Kapitaldienstfähigkeit im Fokus – und damit die Frage, ob der Kreditnehmer das Darlehen in jeder Lebenslage bedienen kann. Wenn das Darlehen bis in die Rentenzeit reicht, muss also geprüft werden, ob das Einkommen dann hoch genug ist. Ein weiterer Aspekt ist, ob der Kredit innerhalb der statistischen Lebenserwartung zurückgezahlt werden kann – denn nur dann kann der Kreditnehmer naturgemäß seinen vertraglichen Pflichten nachkommen.

Barrierearm wohnen

Es ist nie zu spät, seinen Wohntraum zu verwirklichen
Das bedeutet trotzdem nicht, dass Menschen, die erst spät einen Kredit aufnehmen, seit Inkrafttreten der WIKR im März 2016 keine Möglichkeit mehr haben, ein Darlehen zu erhalten. Vorrangig ist zwar die Frage, ob der Darlehensnehmer den Kredit dauerhaft zurückzahlen kann. Trotzdem darf durchaus der Wert der Immobilie als Gewähr für die Deckung bestehender Verbindlichkeiten hinzugezogen werden. Die Beurteilung der Bonität darf sich nur nicht vorrangig darauf stützen. Davon abgesehen gibt es weitere Möglichkeiten: Unter Umständen kann beispielsweise ein weiterer Darlehensnehmer in den Vertrag aufgenommen werden. Übersteigt das gewünschte Darlehen einen gewissen Betrag nicht, ist zudem zu überlegen, ob nicht ein Ratenkredit, für den andere Bonitätsanforderungen gelten, eine geeignetere Lösung ist. Welche Lösungen sind möglich? Lesen Sie im Folgenden aus drei Praxisbeispielen.

Drei Ansätze, was im Alter möglich ist:

  1. Ein älteres Ehepaar möchte umbauen und sanieren, hat eine abbezahlte Immobilie, möchte diese aber nochmal einmal mit 30.000 Euro beleihen. Eine Finanzierung über das KfW-Programm „Energieeffizient Sanieren“ (allgemein Programm 151 oder Einzelmaßnahmen Programm 152) ist zu den üblichen KfW-Konditionen über entsprechende Bankpartner problemlos möglich. Wenn es sich um eine kosmetische Modernisierung handelt, ist ein normales Baudarlehen möglich. Ob das bei 30.000 Euro im Einzelfall unter anderem wegen der Nebenkosten und des Notar-Aufwands sinnvoll ist, muss im Einzelfall geprüft werden. Aus Gründen der Rückzahlungsflexibilität und der einfacheren Beantragung ist ein Ratenkredit eventuell die bessere Option (dieser ist für wohnwirtschaftliche Verwendung nicht viel teurer).
  2. Ein Ehepaar (beide 55) möchte eine Eigentumswohnung kaufen, hat 40 Prozent Eigenkapital und noch kein Eigentum. Auch hier bieten sich zahlreiche Finanzierungsmöglichkeiten. Die Finanzierung muss auch vor Renteneintritt nicht zwingend zurückgezahlt sein. Wichtig für die Banken ist, dass der Baufinanzierer mit dem voraussichtlichen Renteneinkommen die Finanzierung bis zum Ende der Laufzeit zurückzahlen kann. Teilweise gibt es Höchstaltersgrenzen, bis zu denen der Kredit zurückgezahlt werden muss. Teilweise wird von Banken gefordert, dass das Darlehen des Kunden zum Beispiel bis zum 75. Lebensjahr nur noch 60 Prozent des Verkehrswertes der Immobilie betragen darf.
  3. Ein Ehepaar (67 und 65) hat 80.000 Eigenkapital und möchte eine Wohnung für die Tochter kaufen. Hier gilt das Gleiche wie bei Ehepaar unter Nummer zwei. Die Tilgung für die Finanzierung sollte je nach Kaufpreis der Immobilie so gewählt werden, dass eine Rückzahlung der Finanzierung idealerweise in den nächsten 15 bis 20 Jahren erfolgen kann. Dies ist aber ohnehin ein wichtiger Bestandteil des Finanzierungskonzeptes, welches auch bei jüngeren Baufinanzierern von Bedeutung ist. Beim Kauf einer sehr teuren Wohnung in München oder Frankfurt kann unter Umständen die Tochter in die Finanzierung einbezogen werden und damit eine niedrigere Rate vereinbart werden, da die Finanzierung dann auch länger laufen kann, denn die Erbensituation ist in diesem Fall ja klar.

Leseempfehlungen

Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:

Eine gute Anschlussfinanzierung – Warum sich auch im Niedrigzinsumfeld ein Vergleich rechnet
Fördermittel für Neubau und Umbau
Die Finanzierung für ein Bauprojekt will gut geplant sein

Bildnachweis

6 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. Vielen Dank für den interessanten Artikel über Baufinanzierung. Ich finde das Thema sehr spannend und habe im Internet auch schon einige gute Seiten gefunden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*